KFD unterstützt Initiative für gerechte Preise in Agrar-Lieferketten
Diese Woche verlangt der Lebensmittel-Discounter Penny die nach seinen Angaben „wahren Preise“ für neun ausgewählte Produkte, vor allem Milcherzeugnisse und Fleisch. Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) setzt sich für angemessene Preise ein, hat kürzlich den Aufruf zur Agrarwende der „Initiative für faire Preise in der Lieferkette“ unterzeichnet (siehe Kasten). Wie schwierig es ist, Tierwohl, Arbeitskraft und angemessene Preise zusammenzubringen, beschreibt Ursula Lammerding (70) aus Billerbeck. Sie ist Landwirtin mit Bullenmast auf einem Nebenerwerbs-Hof und stellvertretende Vorsitzende der Kommission für Agrarfragen der KFD im Bistum Münster.
Mein Sohn führt unseren Betrieb im Nebenerwerb. Wir halten 30 Bullen in drei Gruppen. Mais- und Grassilage produzieren wir selbst, ein Teil Mais und Pellets für die Mast werden zugekauft. Im ersten Jahr des Ukraine-Krieges sind diese Futterkosten um 75 Prozent gestiegen.
Ausgeschlachtet, also nach Abzug aller nicht verwertbaren Teile, bringen die Bullen 420 bis 450 Kilo auf die Waage. Im Frühjahr 2022 konnte man damit gut verdienen, es gab sechs Euro je Kilo Fleisch, außerdem lag der Kaufpreis für die Kälber viel niedriger als heute. Vor vier Wochen gab es nur 4,50 Euro pro Kilo.
Bessere Tierhaltung – 22 Cent mehr für’s Fleisch
Wenn künftig unser Hof an ein Qualitätssicherungs-System angeschlossen wird, gibt es pro Kilo 0,22 Euro mehr für das Fleisch. Dafür müssen die Haltungsbedingungen weiter verbessert werden. Unsere Tiere leben jetzt schon in geräumigen Laufställen auf Stroh, nicht auf Spaltenboden. Demnächst werden wir den Stall öffnen, so dass die Bullen sich auch draußen bewegen können.
Ein Nebenerwerbsbetrieb lohnt sich nur, wenn man zusätzliche Einkünfte hat: Der Mist wird an eine Biogasanlage verkauft. Auch einen Teil des Heus unserer Weiden verkauft mein Sohn. Außerdem kommen über die Verpachtung eines elf Hektar großen Ackers Einkünfte herein. Viele Landwirte verdienen an Photovoltaik-Anlagen auf den großen Stalldächern.
Personal fehlt und wäre ohnehin unbezahlbar
Personal für die Arbeit am Hof ist ohnehin nicht zu bekommen, aber wir könnten das auch nicht bezahlen. Wir machen alles selbst: Ich füttere morgens und schaue nach dem Rechten: Ob alle Tiere zum Futter kommen, oder ob etwa eins schnoddert. Mein Sohn ist im Hauptberuf Metallbauer-Meister, spätnachmittags erledigt er hier alle anderen Arbeiten und füttert am Abend. Er macht das gern, und natürlich verdient er daran – aber unsere Arbeitszeit darf man nicht einrechnen. Wenn es nur ums Finanzielle ginge, könnte er besser alles verpachten und hätte seine Ruhe.
Aufzeichnung: Cordula Spangenberg